Ein Gemeinschaftsprojekt, das hohe Wellen geschlagen hatte, da Traditionen innovativ interpretiert wurden. Die Message ist deutlich, Innovation schließt Tradition nicht aus, vielmehr ergänzt innovatives Denken unsere Bräuche. Nun folgt ein Rückblick und einige Gedanken im Hinblick auf ein besonderes Projekt der Trachtenmusikkapelle Kals, der Musikkapelle Matrei, der Großglocknerkapelle Kals und der Altmatreier Tanzlmusik.
Die Initiative ergriffen die beiden Kapellmeister Martin Gratz und Marco Rainer, da sie ein Gemeinschaftsprojekt über die Gemeindegrenzen hinweg organisieren wollten. Daraus entstand eine Kooperation aus vier musikalischen Gruppen aus Kals und Matrei und zwei Solist:innen Peter Girstmair (Saxophon) und Julia Lindsberger (Gesang). „Über´s Törl schau i umme“ (eine Weise von Hansl Klaunzer) und sehe, dass Grenzen nicht trennen, sondern vielmehr verbinden. Manchmal ist es einfacher, nicht alles allein umsetzen zu wollen, sondern mit anderen Vereinen zusammenzuarbeiten und die anstehenden Aufgaben aufzuteilen und von den Impulsen der anderen Vereine zu schöpfen – ein innovativer Zugang. Das Opening, komponiert von Martin Gratz, verbindet Musik und Moderation und wies ein Zusammenspiel aller beteiligten Gruppen auf. Auf eine Bergtour im Nationalpark Hohe Tauern lud die Musikkapelle Matrei ein, die Filmsequenzen unterstützten die Musik und gestaltete diesenoch eindringlicher. Zudem ist es wichtig, die Geschichte unserer Gemeinden zu vermitteln. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wütete in Matrei ein Brand und ein Hochwasser richtete1965 und
1966 große Schäden in Kals an. Mit einer freien Improvisation wurde versucht, die Unberechenbarkeit von Feuer und Wasser musikalisch auszudrücken. Solche Situationen zeigen, wie wichtig es ist, zusammenzuhalten und einander zu unterstützen. Das Zusammenspiel der Trachtenmusikkapelle Kals und der Musikkapelle Matrei steht sinngemäß dafür, dass man vor allem in Krisenzeiten das Miteinander in den Vordergrund stellen sollte.
Sehr innovativ kennzeichnete sich der Auftritt von Peter Girstmair. Manchmal muss man mit Klischees brechen und einen anderen Zugang wählen, um eine Botschaft gezielt zu platzieren. Dies erfordert Mut, jedoch ist die Botschaft klar und wertvoll. Équité, Liberté, Paix – drei Wörter, die nicht als selbstverständlich erachtet werden sollten. Équité meint Fairness, diese ist jedoch nicht immer gegeben und darauf muss man aufmerksam machen. Liberté bedeutet Freiheit, für diese haben unsere Vorfahren gekämpft und viele Menschen müssen jetzt noch in Unterdrückung leben und können keine freien Entscheidungen treffen. Paix drückt Frieden aus, der in vielen Ländern nicht herrscht und zurzeit auch in Europa nicht mehr gewährt ist. Peter Girstmair konkludierte mit les nouvelles voies. Manchmal braucht es den Mut und die Zuversicht, neue Wege zu gehen, um Veränderungen zu ermöglichen – eine Botschaft, die zum Nachdenken anregt. Innovation bewies auch Jacob de Haan, der im Stück TradinovaTirol die bekannten Melodien der beiden Tanzkapellen „Gruß an Schloss Weißenstein“ und „Meine Heimat ist Tirol“ in einer modernen Komposition verschmelzen ließ. Die markanten Teile der beiden Stücke erklangen dabei sowohl typisch traditionell, als auch innovativ verarbeitet, im Zusammenspiel der beiden Blasmusikkapellen. Alles in allem stellte dieses Stück den Höhepunkt des Konzertabends dar, da sich die vier Musikgruppen im gemeinsamen Spiel vereint hattene. Als besonders eindringlich stellte sich der Choral für die Musikkapelle Matrei heraus und die passende Überleitung zu „Meine Heimat ist Tirol“, im langsamen Tempo und gesungen von Julia Lindsberger – ein Gänsehautmoment.
Es braucht Mut, um neue Wege zu gehen und innovative Elemente im Umgang mit Traditionen einzubauen. Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers (Jean Jaures). Wir hoffen, dass wir das Feuer weitergegeben konnten und neue Wege der Zusammenarbeit aufgezeigt haben, manchmal muss man seine Ansichten ändern und mit neuen Impulsen arbeiten, um Neues zu wagen, aber Altes zu wahren.