Alois Gratz, der Kerer Lois, ist am 23. Juni 1936 als sechstes von 7 Kindern auf dem Kererhof geboren. Wer in dieser Zeit zur Welt kam, hatte eine karge Kindheit vor sich und erlebte Schuljahre, über die ungern gesprochen wird. Ein schwerer Schicksalsschlag traf die Familie, als Lois 6 Jahre alt war: Der Kererbauer Alois Gratz, der Vater der 7 Kinder, verunglückte im September 1942 durch einen tragischen Arbeitsunfall. Das hieß nicht nur für Lois schon in jungen Jahren auf dem Hof fest anpacken.
Lois war mehrere Jahre Senner auf der Kerer Hochalm, er lernte dort im Dorfertal und auf dem Pahlberg allmählich jeden Winkel kennen und machte dabei auch Bekanntschaft mit so manchem Wild. Daraus erwuchs allmählich seine Leidenschaft für die Jagd.
Sein Onkel, der Kerer Sepp, war Maurermeister in Kals, und bei ihm erlernte Lois das Maurerhandwerk. Zudem war Lois auch als Fliesenleger tätig.
1962 wurde Alois Gratz von der Gemeinde Kals als Caterpillar-Fahrer eingestellt. Insbesondere in den Hochwasserjahren 1965/66 war diese Deutz-Raupe Tag und Nacht im Einsatz. Nach der Mithilfe an der Behebung der ärgsten Hochwasserschäden war auch der Caterpillar der Gemeinde am Ende, und Lois fand neue Beschäftigung bei der Firma Mayreder, hauptsächlich am Galerienbau der Felbertauernstraße. Der letzte Arbeitgeber für Lois war die Agrargemeinschaft Kals, bei der er als Forstarbeiter und schließlich als Gatterführer im Sägewerk Kals bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1996 tätig war.
In den 1960er-Jahren begann Lois mit seinem Bruder Paul in Großdorf das Zwei-Familien-Haus zu bauen. 1965 heiratete er Ida, eine Tochter der Glocknerblickwirtsleute in Arnig. Das junge Paar konnte das neue Heim beziehen, in dem in der Folge auch vier Kinder Platz gefunden haben: Gerhard, Martin, Elisabeth und Norbert. Seine Tochter Andrea lebt mit Enkel- und Urenkelkindern in Deutschland. In Kals sorgen inzwischen neun Enkelkinder weiterhin für junges Leben im Haus. Heuer noch hätten Lois und Ida Goldene Hochzeit feiern dürfen. Lois hat sich schon sehr darauf gefreut, jedoch seine Kraft hat nicht mehr gereicht.
Lois hat nicht nur für sich ein Heim geschaffen, sehr zufrieden machte ihn, auch seinen Kindern beim Hausbau geholfen zu haben, allem voran wohl den Ausbau des Gasthofes Glocknerblick für seine Tochter Elisabeth. Alles einfach ein Traum, wie es Lois empfand. In den „Glorergarten“ hat Lois eine Almhütte gepachtet und mit großem Fleiß für seine Familie ausgebaut. Diese Alm wurde für ihn und die Seinen zur zweiten Heimat, und nicht selten trafen sich dort Musikantinnen und Musikanten in geselliger Runde.
Wenige Tage vor seinem Sterben konnte Kerer Lois noch den Kalser Kirchtag besuchen. Diese Feststimmung dort wird für ihn ein erhebender und zugleich beklemmender Rückblick gewesen sein: 60 Jahre lang war Lois Mitglied des Kirchenchores. In früheren Jahren hat der Kirchenchor jede Sonntags- und Feiertagsmesse gestaltet. Zu den täglichen Adventroraten wurde auch eine Messe gesungen. War der Männerchor im Einsatz, so war die Tenorstimme von Lois unentbehrlich. Wer kann die Proben, die Auftritte zählen? – Und wenn Lois bei Requien für Verstorbene das „Ave Maria der Berge“ sang, so brachte das nicht nur für die Angehörigen stets sehr emotionale Momente.
55 Jahre war Lois Musikant der Trachtenmusikkapelle Kals, anfangs als Posaunist, dann seiner Stimme angepasst, spielte er das Tenorhorn und schließlich Schlagzeug. In den Jahren 1961 bis 1964 war er Obmann der Musikkapelle und in den Folgejahren bis 1970 Kassier. Als Anerkennung dieser Leistung wurde Lois nach seiner aktiven Zeit zum Ehrenmitglied der Trachtenmusikkapelle Kals ernannt.
Die Leidenschaft für die Jagd seit jungen Jahren wurde schon erwähnt. Nicht selten ging Lois schon zeitig am Morgen vor Arbeitsbeginn auf die Pirsch. Verschiedene Funktionen wurden ihm von den Jagdkameraden übertragen: ua. war er Aufsichtsjäger, Mitglied der Jagdhornbläser, und durch 35 Jahre hindurch betreute Lois die Wildkühlanlage und hatte somit fast mit jedem im Kalser Revier erlegtem Wild zu tun. Lois war auch initiativ, als 1969 in Kals mit der Wiedereinbürgerung des Steinwildes begonnen wurde, und als 1990 der Jagdverein Kals gegründet worden ist, gehörte Lois dem Ausschuss an. In den Jahren der Pension begann Lois, aus so mancher Jagdtrophäe Trachtenschmuck zu kreieren. Wahrscheinlich gibt es kaum einen Musikanten oder Schützen in Kals ohne Hornring für das Trachtentuch.
Als weitere Vereinstätigkeiten von Lois ist noch die Schützengilde zu erwähnen, und viele Jahre hindurch war Lois Obmann der Wassergenossenschaft Großdorf. Auch das Land Tirol sagte für all diese Tätigkeit „Danke!“ und zeichnete Lois 2010 mit der Goldenen Ehrennadel für Vereinstätigkeit aus.
Wir sind trotz allem Schmerz dankbar, dass Lois einen großen Teil seiner Lebenszeit mit uns musikalisch verbracht hat.
Die vielen Jahre seiner Tätigkeit in unserem Verein und die damit verbundenen Erlebnisse bleiben in uns lebendig und sind ein unvergesslicher Teil unserer Vereinsgeschichte. Sein Humor, seine gesellige Art und die gemeinsamen fröhlichen Stunden, werden uns stets in guter Erinnerung bleiben!
Danke für ALLES! Ruhe in Frieden!
In lieber Erinnerung deine MusikkameradInnen der TMK Kals.